Blutegel – die kleinen Helferlein
- am September 02, 2020
- von Brigitte Köster
- in Allgemein
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In der letzten Zeit habe ich mal wieder öfter und sehr erfolgreich Blutegel eingesetzt. Da bei der Therapie immer wieder viele Fragen gestellt werden, habe ich diese mal ein wenig aufgearbeitet.
Hier mal die Definition von Wikipedia:
Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) ist der bekannteste Vertreter der Egel bzw. der „Blutegel“. Er wird seit Jahrhunderten zur Behandlung verschiedener Krankheiten verwendet. Wie die meisten Egelarten kommt er im Süßwasser vor. Sein natürliches Verbreitungsgebiet ist Europa, Nordafrika und Kleinasien. Er ist leicht mit dem Mediterranen Medizinischen Blutegel (Hirudo verbana, auch Ungarischer Blutegel genannt) zu verwechseln. Noch häufiger werden die schwarzbraunen, unterseits grünlichen Pferdeegel (Haemopis sanguisuga) irrtümlich für Medizinische Blutegel gehalten: sie erreichen eine ähnliche Größe.
Der Egel hat zwei Saugnäpfe an den Körperenden, mit denen er sich auch fortbewegt (wenn er nicht gerade schwimmt). Er wird bis zu 15 cm lang, mit drei Jahren geschlechtsreif und kann ein Alter von über 30 Jahren erreichen.
Der Blutegel ist ein Zwitter, benötigt aber dennoch einen Geschlechtspartner um sich fortzupflanzen. Es werden nach der Paarung bis zu 20 Eier ausserhalb des Wassers abgelegt.
Die aufgenommene Nahrung wird mithilfe von Darmbakterien konserviert und reicht für ca. 1 Jahr.
Bei der Behandlung am Tier ist es notwendig die Stellen zu rasieren und leicht zu ritzen, damit ein wenig Blut kommt. Ein Appetizer sozusagen. Der Egel sucht sich nun die Stelle und ritzt die Haut mit seinen scharfen Calcitzähnchen auf und dockt sich fest.
Danach erfolgt der Saugakt, der ca. 30 Minuten dauert. Nach Abfallen des Egels blutet die Wunde bis zu 12 Stunden leicht nach. Dies ist gewünscht um die Wunde zu reinigen.
Das sind mal die Facts. Doch was genau macht die Behandlung so effektiv und wo sind die Egel am besten einsatzbar?
Der Egelbiss hat zunächst eine Doppelwirkung. Einerseits eine „Injektion“ von heilsamen Substanzen, die wir uns später noch anschauen. Andererseits erfolgt ein Absaugen von verflüssigten Thromben, bzw. aller möglicher Stoffe die sich an der Stelle (die ja in der Regel ein Trauma erlitten hat) befindet.
Zusätzlich dazu haben wir noch den Effekte eines sanften Aderlass durch das Nachbluten. Bei dem „Aderlass“ wird lokal Blut entzogen und wieder neues nachgeschoben.
„Die Injektion“:
Während des Saugakts werden Substanzen abgegeben, die analgetisch, entzündungshemmend, gerinnungshemmend, thrombolytisch und Blut- und Lymphkreislauf anregende Effekte haben.
Dies sind im Einzelnen:
Hyaloronidase: Diese bewirkt eine Gewebeauflockerung, die den Weg für die heilenden Substanzen vorbereitet.
Hirudin: Bewirkt eine schnelle Gerinnungshemmung des Blutes, indem es das für die Gerinnung nötige Thromben aktiviert. Dadurch kann der Egel in kurzer Zeit viel Blut saugen.
Calin: Hat ebenfalls eine Hemmwirkung auf den Verschluss der Wunde, wodurch das lange Nachbluten gewährleistet ist, welches nochmals einen reinigenden Effekt hat.
Hinzu kommen weiter Substanzen, deren Wirkmechanismen noch nicht hinlänglich erforscht sind, die aber u.a. auch entzündungs- und schmerzhemmend wirken. Wahrscheinlich ist es auch gerade die besondere Mischung, die den Biss so erfolgreich macht.
Das Einsatzgebiet:
Der Egel ist sehr vielseitig einsetzbar. In der Humanmedizin wird er u.a. häufig in der Transplantationsmedizin eingesetzt, da das Anwachsen der Implantate erleichtert wird.
Venenentzündungen, Krampfadern u.ä. sind auch ein großes Einsatzgebiet.
Und natürlich in der Orthopädie. Eine Studie von Abbas Zaida et.al. an Patienten mit Kniegelenksarthrosen konnte einen positiven Effekt auf den Schmerz, die Steifigkeit, die Funktionsfähigkeit, den Bewegungsumfang und die Gehgeschwindigkeit feststellen.
In anderen Studien hat man herausgefunden, das die Egel eine bessere oder vergleichbare Wirkung wie Diclofenac haben.
Arthrosen aller Art sind sicher auch bei den Tieren ein lohnenswerter Einsatzbereich. Ich habe sehr gute Erfahrungen bei Blutergüssen gemacht, insbesondere dann, wenn sie älter und schon verhärtet sind.
Weiterhin sprechen alle Sehnenverletzungen super auf die Therapie an. Hier kann die Dauer der Heilung zwar nicht unbedingt verkürzt werden, jedoch kommt es seltener zu Verklebungen und Vernarbungen an der Sehne und die Schwellung geht schneller zurück.
Mittlerweile gibt es auch Untersuchungen zu dem Einsatz von Egeln auf Akupunkturpunkte, die sehr vielversprechend sind.
Nach der Therapie müssen die Egel getötet werden. Das ist aufgrund des Infektionsschutzes Vorschrift und für mich der einzige (ethische) Nachteil der Therapie. Unter anderem auch aus diesem Grund greife ich bei der Akupunktur und beim Dry Needling lieber zu Nadeln.
Hier noch ein Foto auf dem das Nachbluten gut zu sehen ist:
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